Ab 2024 könnten sie rollen, die Castoren mit hochradioaktivem Atommüll vom Zwischenlager Jülich ins Zwischenlager Ahaus. Dabei sind beide Zwischenlager gleichermaßen ungeeignet. Das konzeptlose Verschieben von Atommüll muss deshalb sofort gestoppt werden.
Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus geplant
152 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll sollen ab 2024 vom Zwischenlager Jülich in das Zwischenlager Ahaus verlegt werden. Die Transportgenehmigung ist beantragt und könnte noch 2023 erteilt werden. Die Genehmigung für die Einlagerung in Ahaus liegt bereits vor, wird aber derzeit noch von der Stadt Ahaus beklagt. Die Stadt hat bereits angekündigt, auch gegen die Transportgenehmigung klagen zu wollen.
Trotzdem fanden Ende Juli 2023 erste Test-Transporte mit einem 30 Meter langen Spezialfahrzeug statt.
Zwischenlager Jülich seit 2013 ohne Genehmigung
Im Zwischenlager Jülich lagern die Brennelementkugeln aus dem Reaktor der Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor (AVR) Jülich. Dieses sorgte 2013 für Schlagzeilen, als die Genehmigung für die dortige Zwischenlagerhalle auslief. Weil die Halle die geltenden Bestimmungen zum Erdbebenschutz nicht erfüllt, wurde die Genehmigung nicht verlängert. Seitdem gilt lediglich eine Anordnung der zuständigen Atomaufsicht – des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums (MWIKE.NRW) – zur Räumung des Lagers und zur vorübergehenden Aufbewahrung der Castor-Behälter vor Ort.
Unter mehreren Ideen, wie mit der Situation umzugehen sei, favorisierte der Betreiber zunächst einen Export des Atommülls in die USA, zum militärischen Nuklearkomplex Savannah River Site (…mehr). Dieser konnte zum Glück verhindert werden. Weitere Möglichkeiten sind ein erdbebensicherer Neubau der Zwischenlagerhalle vor Ort oder der jetzt angedachte Transport in das Zwischenlager Ahaus.
Laut einem Bericht dreier Bundesministerien sollen Atomtransporte nach Ahaus nicht nur kostengünstiger, sondern auch schneller umsetzbar sein als ein Neubau in Jülich. Das jeder Transport von Atommüll eine besondere Gefahr für Umwelt und Mensch beinhaltet, scheint bei dieser eh fragwürdigen Berechnung keine Rolle gespielt zu haben. Die schwarz-grüne Landesregierung von NRW spricht sich jedoch auch weiterhin für den Neubau in Jülich aus. Ein passendes Gelände dafür ist bereits gefunden. Für diesen Fall müsse das Land die Mehrkosten tragen, stellte der Haushaltsausschuss des Bundestags mit den Stimmen der Ampel-Koalition klar. Dabei wäre mehr als genug Zeit gewesen, ein den Anforderungen genügendes Zwischenlager in Jülich zu errichten.
Zwischenlager Ahaus
In Ahaus befindet sich eines von drei zentralen Atommüll-Zwischenlagern in Deutschland. Dort lagert sowohl hochradioaktiver Atommüll als auch schwach- und mittelradioaktiver Atommüll. Die Genehmigung für das Atommüll-Lager in Ahaus läuft allerdings schon in 13 Jahren aus. Niemand weiß, was dann mit den hochradioaktiven Hinterlassenschaften passieren soll.
Darüber hinaus gibt es im Zwischenlager Ahaus keine ausreichende Möglichkeit, defekte Castoren zu reparieren.
Bestehende Zwischenlager sind ungeeignet
Ein tiefengeologisches Lager für den Atommüll wird erst im 22. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Die Genehmigung für das Zwischenlager Ahaus läuft aus. Außerdem haben die Castoren selbst nur einen TÜV-Stempel für 40 Jahre. Schon jetzt weiß niemand, wie es in ihrem Inneren wirklich aussieht.
Nötig ist deshalb ein schlüssiges, mit den Betroffenen gemeinsam erarbeitetes Gesamtkonzept zur möglichst sicheren Langzeit-Zwischenlagerung von allen Atommüll-Sorten in Deutschland. Bis dahin sollte jeder Müll bleiben, wo er ist. Denn ein wahlloses Herumkarren abgebrannter Brennelemente von einem ungeeigneten Lager in ein anderes löst das Atommüll-Problem nicht.
(Quelle: .ausgestrahlt)