Wir brauchten lange intensive, wissenschaftlich unterstützte Aufklärungsarbeit, um zu entlarven, dass Atomenergie niemals friedlich sein kann (s.u.). Und leider brauchten dazu manche Menschen erst die großen Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Und nun soll das – durch Atomkraft angeblich zu schützende – Klima der Vorwand für weitere Atomkraftnutzung sein: Genauso verlogen, denn die Brennstoffspirale erzeugt rundum CO2, vom Uranabbau bis zum Strahlenmüll.
Was wird aus den Jülicher CASTOREN?
Auf dem Gelände des Jülichers Forschungszentrum (FZJ) stehen 152 CASTOREN in einem maroden Zwischenlager, das seit 2013 keine Genehmigung mehr hat. In diesen CASTOREN lagern rund 290 000 Brennelementekugeln aus dem Versuchsreaktor AVR, der von 1967 bis 1988 Strom ins Netz gespeist hat. Während des Betriebes gab es mehrere gravierende Störfälle, die vertuscht wurden. 1978 wäre der AVR fast havariert. In welchem Zustand sich die Atomkugeln in den Castorbehältern befinden, weiß niemand – da nicht ordnungsgemäß dokumentiert wurde.
Die Atomaufsicht NRW – das damalige Wirtschaftsministerium – hat 2014 sogar angeordnet, das Lager „unverzüglich“ zu räumen. Der Begriff „unverzüglich“ ist ausgerechnet bei der Lagerung von Atommüll sehr dehnbar.
Seitdem suchen die Verantwortlichen nach einer Lösung. Im September 2015 hat das FZJ die atomaren Hinterlassenschaften des AVR – der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) übertragen und damit gleichzeitig auch seine Verantwortung für den Atommüll. Die JEN ist eine bundeseigene Firma und soll laut Bundes- und Landesregierung offiziell drei Optionen für die 152 Castoren gleichrangig verfolgen: Transport nach Ahaus, Zwischenlagerneubau in Jülich oder Transport nach South Carolina (USA). Dabei soll die „schnellste“ Lösung favorisiert werden. Mittlerweile sind sieben Jahre verstrichen und passiert ist im Grunde nichts!
Atommmüllendlagersuche? Erst Abschalten! Das gilt auch für Belgien!
Aber mitten in der Coronakrise – mit in Belgien noch schlimmeren Einschränkungen als in NRW – startete eine „öffentliche Konsultation“ zur Endlagersuche, wohlgemerkt nur im Internet und ohne Bekanntmachung anders als auf der Webseite der zuständigen Behörde und in kleinen Zeitungsmeldungen, grenzübergreifend ohnehin nicht – und mit vorgefertigten Suggestivfragen, die auf die Alternativlosigkeit tiefengeologischer Lagerung auch in Belgien hinführen sollten.
Trotz der kurzen 60 Tagesfrist gab es 20000 Einsprüche und 45000 Petitions-unterschriften, die ein späteres Verfahren sowie keine Laufzeitverlängerungen der belgischen Uralt- und Rissereaktoren forderten.
Grenzregionen aus Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden protestierten. Ob Zwischenlager auf dem Gelände des AKW-Tihange, Endlagerverfahren oder Laufzeitverlängerungen – nix da: Abschalten dalli! Das geht auch in Belgien.
Uran-Anreicherung
AKW Ausstieg, aber fortgesetzte Urananreicherung in Gronau.
In Jülich ist nicht nur das Forschungszentrum ansässig, sondern auch die Firma Enrichment Technology Company (ETC); sie ist eine gemeinsame Tochter von Urenco und Areva. ETC ist für die Erforschung und Entwicklung sowie den Bau der Gaszentrifugen zuständig, welche die Urananreicherung für Urenco überhaupt erst möglich macht. Urenco betreibt unter anderem auch die Urananreicherungsanlage in Gronau.
Uran-Anreicherung und Kriegsgefahren
Dort wird das Uran für den Betrieb in AKWs angereichert, gleichzeitig gilt diese Technologie als Schlüssel zur Atombombenherstellung. Damit konterkariert das in Jülich ansässige Unternehmen nicht nur den angeblichen Atomausstieg, sondern steigert durch technische Entwicklungen die Gefahr der Verbreitung von Atomwaffen am Weltmarkt. Der Urenco-Konzern baute die Urananreichanlagen in Almelo und Gronau aus, sowie eine neue Anlage in New Mexico auf.
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