Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) solidarisiert sich erneut mit dem Widerstand gegen Castortransporte auf dem Neckar. Und ebenso wie die Initiativen vor Ort ruft auch der BBU weiterhin zum Protest gegen die Castor-Atommülltransporte vom Atomkraftwerk Obrigheim nach Neckarwestheim auf.
Nachdem der erste der hochgefährlichen Schiffstransporte über den Neckar Ende Juni 2017 durchgeführt wurde, droht jetzt der zweite Schiffstransport. Das „Bündnis Neckar castorfrei“ hat aktuell mitgeteilt, dass am frühen Montag (4.September 2017) um 6.45 Uhr für den Transport erforderliche leere Schiffe in Neckarwestheim in Richtung Atomkraftwerk Obrigheim abgelegt haben. Am Transporttag „Tag X“, also am Dienstag 5. September oder spätestens am Mittwoch, 6. September war der Treffpunkt für Proteste um 10 Uhr in Lauffen am Neckar.
Der Energiekonzern EnBW plant insgesamt 342 hochradioaktive Brennelemente in fünf Schiffsladungen nach Neckarwestheim zu verfrachten. Bereits gegen den ersten Transport im Juni gab es vielfältige Proteste, die die Sorgen aus den Reihen der Bevölkerung zum Ausdruck brachten. Viele Initiativen und Verbände sowie der BBU halten die Transporte für unnötig undgefährlich und fordern von EnBW sowie von dem grünen Landesumweltminister Franz Untersteller, dass die Transporte gestoppt werden.
Es ist in der Bundesrepublik Deutschland mit dieser Transportserie das erste Mal, dass hochradioaktive abgebrannte Brennelemente auf einem Fluss transportiert werden. Die im BBU organisierte Initiative AtomErbe Obrigheim hat den Eindruck, dass Risiken und Gefahren ausgeblendet werden und dass die Transporte auf dem Neckar von AKW Obrigheim (KWO) nach Neckarwestheim als Experiment anzusehen sind. Die Initiative schrieb am 16. Juni 2017 in einer Pressemitteilung: „Es fängt damit an, dass es im AKW Obrigheim kein Lager für CASTOR-Behälter gibt, so dass die beladenen Behälter für den Transport wochenlang auf dem Anlagengelände im Freien „bereitgestellt“ werden müssen. Und das, obwohl wieder öfters Tiefflieger über die Region fliegen. Auch die geplanten Schifffahrten auf dem Neckar haben spezielle Eigenheiten: Beim Auffahren der Fahrzeuge mit den Behältern auf die Ladefläche des Schiffes muss eine steile Rampe mit einem Gefälle bis zu 15 Prozent überwunden werden. Im Straßenverkehr sind bei einem solchen Gefälle Warnschilder aufgestellt. Das Transportschiff ist länger als es auf dieser Neckarstrecke erlaubt ist und passt kaum in die Schleusen. Auch das Wenden macht Probleme. Für den Schubverband, bestehend aus Schubschiff und Lastschiff, gibt es keine Wendemöglichkeit. Daher werden die beiden Teile getrennt und das Lastschiff mit den CASTOR-Behältern muss sich losgelöst vom Schubschiff mit eigener Kraft drehen. Ein ungewöhnlicher Vorgang, und das bei einem Gefahrguttransport. Die Schiffe selber sind nicht unbedingt vertrauenswürdig, denn auf dem eingesetzten Schubschiff Edda hat es vor vier Jahren gebrannt, das zweite Schubschiff Ronja ist bereits fast 50 Jahre alt. Eine eventuell notwendige Bergung aus dem Fluss wird der Feuerwehr und den Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen überlassen. Fraglich ist, ob ein Konzept dafür existiert.“
Der BBU betont, dass die Politik angesichts der ungelösten Atommüllprobleme endlich konsequent handeln muss: „Der ins Stocken geratene Atomausstieg muss sofort beendet werden. Noch laufende Atomkraftwerke dürfen keinen Atommüll mehr produzieren. Die Uranfabriken in Gronau und Lingen dürfen keine AKW mehr versorgen und müssen stillegelegt und die gefährlichen Atomtransporte mit Schiffen, LKW und Sonderzügen müssen unterbunden werden“, fordert BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz.
Ausführliche Informationen über die Castor-Transporte auf dem Neckar und aktuelle oder geplante Protestaktionen findet man unter anderem unter https://neckar-castorfrei.de, Infotelefon: 0151 – 4677 6229. Weitere Hintergrundinformationen unter http://www.bbmn.de sowie http://www.atomerbe-obrigheim.de.
Informationen zum Thema „Freimessung“ von Atomschrott unter http://bbu-online.de, Direktlink:
http://bbu-online.de/presseerklaerungen/prmitteilungen/PR%202017/23.08.17.pdf.
Gerade in Baden-Württemberg, aber auch in anderen Bundesländern, wird das Thema „Freimessung“ sehr intensiv diskutiert.
(PM: BBU)