Anti-Atomkraft-Initiativen: „Urenco lebt in Parallelwelt“
Urantransporte belasten Notfalldienste und Krankenhäuser
Uranschiff auf Weg von St. Petersburg nach Antwerpen
Nach einem Bericht des WDR beharrt der Gronauer Urananreicherer auch in Corona-Zeiten auf seinen Urantransporten. Anti-Atomkraft-Initiativen, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Ärzteorganisation IPPNW reagieren fassungslos auf diese sture Uneinsichtigkeit des Urankonzerns. Ein Schreiben der Initiativen an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) blieb bislang unbeantwortet. Ein weiterer Brief folgt heute. Unterdessen wurde bekannt, dass sich das Uranschiff Mikhail Dudin bereits auf dem Weg von St. Petersburg nach Antwerpen befindet. Die Anti-Atomkraft-Initiativen rechnen deshalb für kommenden Montag, 30. März, mit einem neuen Uranmülltransport von Gronau nach Russland.
„Urenco lebt offensichtlich in einer Parallelwelt. Während landesweit die Krisenstäbe pausenlos tagen und Krankenhaus-Kapazitäten freigeräumt werden, plant Urenco ungerührt neue Hochrisiko-Atomtransporte, die im Ernstfall eine erhebliche zusätzliche Belastung in den betroffenen Landkreisen und Gemeinden bedeuten würden. Das transportierte Uranhexafluorid erzeugt bei Freisetzung tödliche Flusssäure. Ein Körperkontakt würde unmittelbar eine Intensivbehandlung in den überlasteten Krankenhäusern erfordern. Uranmülltransporte dienen nicht der Aufrechterhaltung der Wirtschaftsleistung und sollten deshalb von der NRW-Landesregierung umgehend untersagt werden“, so Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
Die Bahnroute der Uranmüllzüge führt von Gronau über Steinfurt, Münster, Drensteinfurt, Hamm, den Kreis Unna, das Ruhrgebiet, Duisburg, Viersen, Mönchengladbach, Venlo und viele niederländische Orte bis zum Hafen Amsterdam. Die Verladung des Gronauer Uranmülls kann aber auch in Antwerpen oder Rotterdam stattfinden.
„Viele Unternehmen müssen sich derzeit massiv einschränken, manche sogar ganz schließen. Da ist auch von Urenco eine Selbstbeschränkung nicht zuviel verlangt. Niemand kann jetzt einfach so weitermachen wie bisher, auch Urenco nicht. Die Menschen in Russland dürfen ohnehin nur sehr eingeschränkt protestieren, sodass die Uranmüllexporte auch ohne Corona schon unmoralisch sind – jetzt muss Urenco dringend öffentlich Verantwortung zeigen“, so Udo Buchholz vom örtlichen Arbeitskreis Umwelt Gronau.
Bei den letzten Uranmülltransporten im Herbst 2019 hatten AtomkraftgegnerInnen zwei Uranmüllzüge zwischen Gronau und Münster mit Abseilaktionen für mehrere Stunden blockiert. Auch in Russland kam es zu Protesten in St. Petersburg, Moskau und sogar am Zielort, der geschlossenen Atomstadt Novouralsk. Sollte Urenco jetzt wider aller Vernunft doch einen neuen Uranmülltransport starten, ist davon auszugehen, dass es zu spontanen Protesten entlang der deutschen und niederländischen Bahnstrecken kommen wird. In den vergangenen Tagen hatte das Bundesinnenministerium einen Castor-Transport vom britischen Sellafield zum ehemaligen AKW Biblis untersagt, um während der Corona-Krise keine zusätzliche Belastung für die Sicherheitskräfte zu schaffen.
(Pressemitteilung: Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen)