Bericht zum Monat Mai 2018: Bohrtürme im Einsatz für die Öl- und Erdgasförderung in Nordamerika
Berichtszeitraum 14.April bis 18. Mai 2018
Der Mai 2018 erlebt eine leichte Erholung des vorherigen starken Rückganges der im Einsatz befindlichen Bohrtürme, nach einem scharfen Rückgang in den Berichtsmonaten März und April.
Die Rohölpreise auf WTI-Basis nahmen in den letzten Wochen stetig zu und stiegen bis heute auf 71,50 USD/barrel, sodass nach vorherigen Ankündigungen der Förderindustrie die erzielbaren Verkaufserlöse (ab 60 USD/barrel) eigentlich Anlass für die verstärkte Wiederinbetriebnahme gewesen sein müssten. Die Zahlen zweigen jedoch etwas anderes.
Hier bleiben Fragen offen, deren Klärung eventuell demnächst möglich sein wird.
Die Entwicklung in den USA und in Kanada verlief auch im Monat Mai wieder nicht gleichsinnig. In den USA nahmen die Zahlen der im Einsatz befindlichen Bohrtürme des Vormonats gering zu, bezogen auf die inzwischen recht profitablen aktuellen Marktpreise, während in Kanada im Mai der Absturz weiter ging. So ergab sich eine Gesamtzunahme von nur 19 Bohrtürmen, die jedoch aus einer Zunahme in den USA von 38 Bohrtürmen und einer Abnahme in Kanada von 19 Bohrtürmen entsteht. Die Zunahme setzt sich wiederum überwiegend aus Ölbohrtürmen zusammen.
Nachfolgend noch einmal die Entwicklung, nachdem es in den Monaten vor Juli 2017 eine stete Zunahme der im Einsatz befindlichen Bohrtürme gegeben hatte und im Juli Stillstand und danach einen Rückgang – mit erneuter Belebung zum Jahresbeginn:
Hier noch einmal gerafft die Gesamtübersicht der Entwicklungen der letzten Monate:
Monat |
gesamt im Einsatz | USA |
Kanada |
USA Rohölpreis WTI USD/barrel |
Ende 7 | 1.178 | 958 | 220 | 46,00 |
Ende 8 |
1.157 | 940 | 217 | 46,81 |
Ende 9 | 1.155 | 935 | 220 | 52,13 |
Ende 10 |
1.115 | 913 | 202 | 51,94 |
Mitte 11 |
1.090 | 889 | 192 | 54,27 |
3. Wo 11 |
1.110 | 907 | 203 | 57,03 |
4. Wo 11 | 1.123 | 915 | 208 | 56,18 |
15.12.17 |
1.168 | 930 | 238 | 56,64 |
19.01.18 |
1.261 | 936 | 325 | 63,72 |
16.02.18 |
1.293 | 975 | 318 | 60,74 |
16.03.18 |
1.209 | 990 | 219 | 60,85 |
13.04.18 |
1.110 | 1.008 | 117 | 66,74 |
18.05.18 |
1.129 | 1.046 | 83 | 71,50 |
Insgesamt sind jetzt in Nordamerika 882 Ölbohrtürme und 254 Erdgasbohrtürme aktiv.
Die Gebiete der Hauptaktivitäten sind in USA: Texas (525), Oklahoma(138), New Mexico(92), Louisiana(81), North Dakota(55), Pennsylvania(39), Colorado(29), Wyoming (26) , und Ohio (23).
Der Ölpreis ist seit Mitte März stetig gestiegen, auf inzwischen 71,50 USD/barrel für WTI.
Der Börsen-Umschwung sei der Grund für diese Rohstoffpreisentwicklung, kommentieren die Händler an der Wall Street in New York. Auch die Entwicklung der Erdgaspreise auf der Basis Henry Hub spiegelt diese Entwicklung wider. Der Henry Hub Gaspreis ist nach zwischenzeitlich mehr als 3,20 USD/mmBtu jetzt weiterhin bei 2,811 USD/mmBtu stabil auf niedrigem Niveau. Das Erdgas-Überangebot in den US-Netzen drückt die Preise.
Die vom US-Statistik-Amt festgestellte Verringerung der gelagerten Ölvorräte der USA besteht weiter. 2018 könnte doch die Auswirkung der Rücknahme der Förderkapazitäten der OPEC-Länder und der mit ihnen kooperierenden Nicht-OPEC-Förderländer zur Stabilisierung der Rohölpreise bei 60 bis 70 Dollar/barrel WTI-Qualität beitragen.
Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch die USA wird sich auf die inzwischen schon wieder recht starke Ölförderung des Iran auswirken und diese reduzieren.
Wegen der konjunkturbedingt gestiegenen weltweiten Nachfrage wird das Rohölangebot dadurch geringer werden. Preissteigerungen sind als Folge denkbar.
Allerdings werden durch die riesigen weltweit zwischengelagerten Rohölmengen, die kurzfristig verfügbar und auch umdirigierbar sind (Lagerung in Großtankerflotten auf Reede), die Rohstoff-Spekulanten zu Preiswetten animiert, die das eigentliche Rohöl-Liefergeschäft überlagern.
Das erwartete Reaktivieren von Bohrtürmen bei Rohölpreisen von deutlich über 60 USD/barrel WTI in den USA und in Kanada ist weiterhin ausgeblieben. Die Gründe dafür sind weiterhin nicht klar auszumachen.
Die US-Förderunternehmen behaupten, dass sie aus ihren Förderbohrungen in Shale-Vorkommen durch optimierte Maßnahmen viel mehr Produktion herausholen als vorher und daher eher wettbewerbsfähig sind (bei niedrigeren Preisen als vorher).
Da insgesamt im Bereich der Ölförderung in Nordamerika der Hauptrückgang in den Monaten März und April 2018 stattgefunden hat und die Zunahme im Mai nur gering war, wird im Verlauf des Jahres das Ölangebot nicht so stark zunehmen, wie sich das noch im Monat Februar 2018 abzeichnete.
Die Situation der Kohlenstoff-Energiebranche wird aber von großen institutionellen Anlegern weiterhin kritisch gesehen, weil der große Zuwachs bei den regenerativen Energien, gerade und auch in den USA, den fossilen Erzeugern Märkte wegnimmt.
Und die Erzeugung der regenerativen Energien wird immer preiswerter. Neueste Meldungen berichten, dass die Fotovoltaik durch weitere Verbesserungen der Effizienz inzwischen in den USA wettbewerbsfähiger als die fossilen Stromerzeuger ist.
Die Zubauraten an Fotovoltaik-Anlagen in den USA sind rasant gestiegen.
Weiterhin versuchen große institutionelle Anleger, die bisher im Energiebereich bedeutende Teile ihres investierten Portfolios angelegt haben, aus den fossilen Energien auszusteigen.
Die Freigabe des Offshore-Gürtels vor den Küsten der US-Bundesstaaten für die Förderung von Kohlenwasserstoffen durch Präsident Trump wird weitestgehend von den betroffenen Bundesstaaten abgelehnt. Sie bestehen auf der Beibehaltung der Schutzsperre der Obama-Regierung. Sie fürchten um die Küstenfischerei, um die Gefährdung der Natur und der Küsten durch Unfälle und Störungen und insgesamt um die Beeinträchtigung des Tourismusgeschäftes an ihren Küsten.
Der zuständige Minister, Bryan Zynke, hat von fast allen Gouverneuren entsprechende ablehnende Bescheide erhalten.
Bericht von Volker Fritz
im AK Fracking Braunschweiger Land